Mittwoch, 7. Oktober 2009

Trip mit Yeshivat "Ateret Cohanim"

B"H

Die nationalreligiöse Yeshiva (relig. Schule) "Ateret Cohanim" ist im arabischen Viertel der Jerusalemer Altstadt zu finden. Leiter ist Rabbi Shlomo Aviner und seine Yeshiva veranstaltet kostenlose Trips an den Zwischenfeiertagen von Pessach und Sukkot. Treffpunkt ist vor dem Wasserbecken vor dem Eingang zur Männerseite an der Klagemauer (Kotel). Es kann zwischen zwei unterschiedlichen Touren gewählt werden, welche je 1,5 - 2 Stunden dauern.

Seit Jahren nehme ich jedesmal an den Trips teil und es ist immer weider ein Erlebnis und nie langweilig. Am Sonntag nachmittag war es für mich wieder soweit; trotz der palästinensischen Unruhen im arabischen Viertel, wo man meint, den Tempelberg gegen einen nicht existierenden Feind verteidigen zu müssen. Der verborgene Propagandaweg zu einer dritten Intifada ?

Yeshivat Ateret Cohanim ist bekannt für Häuseraufkäufe im arabischen sowie im christlichen Teil der Altstadt. Man kauft die Immobilien ganz legal und siedelt dort jüdische Familien an. Ateret Cohanim rechtfertigt sich damit, dass man 1. die spirituelle Unreinheit aus der Altstadt verdrängen will und 2. solle Jerusalem jüdisch werden.

Weder Palästinenser noch Christen reagieren positiv darauf. Palästinensischen Hausbesitzern, welche ihren Grundbesitz an Juden verkaufen, droht von Pali - Seite die Todesstrafe. Von daher zahlt Ateret Cohanim nicht nur den regulären Kaufpreis, sondern besorgt den verkaufswilligen Palästinenser gleich noch eine neue Identität; meist im Ausland, um sie vor ihren eigenen Landsleuten zu bewahren.

Diesmal hieß unser Guide David. Ein junger nationalrelig. Student aus der Ateret Cohanim und extrem zionistisch eingestellt. Er führte unsere Gruppe, bestehend aus Israelis und ein paar französichen Neueinwanderern, hinaus ins Arabische Viertel. Inmitten der palästinensischen Marktstände sieht man eine kleine weisse Tür. Dort war einstmals der Eingang zur Mikweh (Ritualbad) der chassidischen Gruppe Sadigura. Überhaupt lebten bis zum Jahre 1948 unzählige Juden im Arabischen Viertel, ganz in der Nähe zum Koteleingang (Klagemauer). Chassidische Gruppen sowie sephardische Juden. Aber schon in der Vergangenheit sorgten die Araber immer wieder für Aufsehen, indem sie Pogrome veranstalteten und Juden abschlachteten. Im wahrsten Sinne des Wortes. Im Jahre 1919, zum Beispiel. In Jerusalem und das berühmte Pogrom in Hebron.

Gegenüber dem einstmaligen Mikweheingang befindet sich eine Treppe. Eine weitere Marktgasse, in welcher sich die Yeshiva "Shuvo Banim" des Breslover Rabbis Eliezer Berland befindet. Gegenüber erkennen wir anhand einer braunen schusssicheren Tür sowie einer Kamera am Gebäude ein Haus mit jüdischen Bewohnern. Sämtliche jüdischen Häuser im Arabischen Viertel erkennt man an der dicken Tür, den Kameras und ggf. privatem Sicherheitspersonal.

David zeigte uns verschiedene jüdische Häuser und als wir an einem ehemaligen Haus, welches nicht mehr existiert und man nur Schotter liegen sieht, vorbeikamen, erklärte er uns, dass hier vor ca. 20 Jahren ein paar Pali - Terroristen an einer Bombe gebastelt haben. Soe planten ein Attentat gegen Israelis und sprengten sich letzenendes selbst in die Luft. Ein sogenannter "Arbeitsunfall".

Wir erreichten das christliche Viertel, wo die Gassen nicht dunkel und dreckig sind, sondern das genaue Gegenteil. Zu dem Zeitpunkt weilten Tausende Christen im Viertel, denn ihre Parade durch Jerusalem fand ein paar Tage später statt. Eine Parade, welche von der Christlichen Botschaft Jerusalem organisiert wird. Ziel der Botschaft ist die Judenmission.

Jene Christen, die gerade in den Cafes sassen als wir vorbeikamen, erwiesen sich teilweise als fanatische Kletten. Sobald sie uns sahen, kamen sie aus dem Glotzen nicht mehr heraus. Viele Male, wenn derlei Fanatiker Juden sehen, kriegen sie anscheinend einen besonderen Kick. Jedenfalls kamen viele auf uns zu und wollten uns die Hände schütteln oder uns sonstwie begrabschen. "Mal einen Juden anfassen", so in der Art. Niemals habe ich einer derlei ekelhafte Szene im christlichen Viertel erlebt. Wie in einem Horrofilm mit irgendwelchen relig. Fanatikern in der Hauptrolle und das Verhalten jener Christen erinnerte mich an "Rosemarie's Baby". Einfach nur noch widerlich grinsten sie uns mit ihrem bekehrenden Lächeln an.

David meinte, wir sollten mal lieber der Unreinheit entkommen und somit marschierten wir gen Eingang eines riesigen Gebäudes mit privatem Sicherheitspersonal vor der Tür. Das Haus war einmal ein christliches Hotel, doch wurde es von Ateret Cohanim aufgekauft. Als man jüdische Familien hineinsetzte, zogen die christlichen sowie arabischen Gegner vor Gericht. Das Gebäude gehöre den Juden gar nicht rechtmässig.
Ein israelische Gericht legte jedoch fest, dass der Kauf absolut legal von statten gegangen war. Allerdings müssen die Juden wieder ausziehen und das Gebäude solle von zwanzig jüdischen Wächtern bewacht werden.

So kam es, dass diese Wachposten aus je zehn Frauen und zehn Männern bestanden. Sprich, aus zehn Familien. Somit umging man trickreich legal das Gerichtsurteil.

Für mich wäre das kein Leben. Ich machte Aliyah nach Israel um unter Juden zu leben und trotz aller Ideologie, mich ständig der Terrorgefahr auszusetzen, hätte ich auch keine Lust. Vergitterte Fenster, damit ja keine Steine von außen hindurchfliegen.
Wer als relig. Jude durch das Arabische oder Christliche Viertel geht, dem schlägt eine gehörige Portion Hass entgegen. Nicht selten hassen uns die Christen mehr als die Moslems.

Wer an Pessach oder Sukkot in Jerusalem weilt, der sollte den Trip unbedingt mitmachen. Zwar findet alles auf Hebräisch statt, doch sagen die Gesichter der umherstehenden Palis sowie fanatischen Christen mehr aus als jedes einzelne Wort.

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