Montag, 18. Oktober 2010

15 Jahre seit dem RABIN -MORD

B"H


Vor drei Jahren schrieb ich die unten folgende Zusammenfassung:
Was machten die Beteiligten / Umfeld des "Rabin - Mordes" damals ?
Mittlerweile hat Yigal Amir zusammen mit seiner Frau Larissa Trimbovler einen Sohn. Kaum hört man einmal etwas von ihnen. Sie lebt in Jerusalem, er im Knast.




Links im Bild: Der Rabin - Mörder Yigal Amir vor Gericht
Photo: Yigal Amirs Webpage




Unten im Bild: Amirs Frau Larissa Trimbovler
Photo: Ynet







In diesen Tagen gedenken viele Israelis dem 15. Todestag der Ermordung von Yitzchak Rabin. Dem Premierminister, der am 4. November 1995 vom Jurastudenten Yigal Amir erschossen worden ist. Nicht nur, dass der Erinnerungstag ein "rundes" Datum ausmacht: Vor wenigen Wochen rief der nationalreligiöse Radiosender ARUTZ 7 sowie dessen Website die Zuhörer / Leser dazu auf, ihre Konspirationstheorien einzusenden. In nationalrelig. Kreisen ist bis heute die Meinung vertreten, dass nicht Yigal Amir Rabin erschoss, sondern lediglich verletzte. Der eigentliche Mörder heisse "Schabak - Der innere israel. Sicherheitsdienst". Schabak - Angestellte erschossen Rabin in seinem Wagen als er nach den Schuessen Amirs ins Tel Aviver Ichilov Hospital gefahren wurde.
Warum ?


1. Theorie: Schimon Peres steckt hinter dem Komplott, denn Rabin war sein grosser Konkurrent bei den bevorstehenden Wahlen des neuen Premierministers. Obwohl Peres und Rabin der gleichen Partei angehoerten, wollte Peres den Vorsitz und die Führung.


2. Theorie: Der Schabak sah die wahren Gefahren des Friedensprozesses, welchen Rabin anstrebte und wollte das Land retten.Yitzchak Rabin war der Vorläufer für das, was heute zur Alltäglichkeit gehört. Er verfiel als erster dem Trugschluß: Land für Frieden. Was wurde seitdem nicht alles versucht, doch jedesmal endete alles in der Sackgasse. Und seine Waffenlieferungen in die Autonomiegebiete erwiesen sich im Nachhinein als Schuß, der nach hinten losging. Das einzige, was man Rabin hoch anrechnen muß ist, daß er als Politiker der "alten Garde" noch zu seinen Prinzipien stand, die da lauteten: Jerusalem und der Golan stehen nicht zur Debatte. Heute dagegen machen sich die Opportunisten breit und die Prinzipien sind schon längst auf der Strecke geblieben.


Neben ARUTZ 7 gibt es seit wenigen Tagen eine weitere Diskussion, denn eine Bekannte Amirs, die von seinem Vorhaben wusste und so zur Mittaeterin wurde, beabsichtigt ein Wiederaufnahmeverfahren. Margalit Har - Shefi fühlt sich zu Unrecht verurteilt und nicht wenige Politiker sehen das genauso. Bisher streuben sich die Staatsanwaltschaft und Netanyahu, doch was hat der Staat zu verlieren. Eine eventuelle Ablehnung eines Wiederaufnahmeverfahrens könnte dazu zu verleiten, dass der Staat tatsächlich etwas zu verbergen habe. Insbesondere zu unserer Zeit, denn damals nach dem Mord wurde teilweise zu emotional ermittelt und verurteilt.




Und was machen die Beteiligten heute:

Avishai Raviv, der damalige Freund und Mitstreiter Yigal Amirs lebt heute in Ramat Gan und fristet ein Dasein in einem Telemarketing - Job. Nach seiner Scheidung ist er zum zweiten Mal verheiratet und verweigert jegliche Interviews. Er wolle ein normales Leben führen und man solle ihn in Ruhe lassen. Raviv war zur Zeit des Mordes Informant des inneren israel. Geheimdienstes Shabak.


Ge'ula Amir, die Mutter Yigal Amirs verlor damals ihren Kindergarten, den sie leitete. Der Staat verweigerte ihr die Lizenz, denn man befürchtete, daß sie ihre extrem rechten Ansichten an die Kinder weitergebe. Auch heute schimpft sie nach wie vor auf die Presse und man solle die Familie endlich in Ruhe lassen.


Eithan Haber, einer der besten Freunde Yitzchak Rabin und damaliger Chef des Office des Premierministers kehrte nach der Beerdigung der Politik den Rücken und ging zurück in den Journalismus.


Chagai Amir, der Bruder Yigal Amirs bekam wegen Mitwisserschaft eine Gefängnisstrafe von 15 Jahren. Er kämpft für eine baldige Entlassung und nimmt von der Zelle aus an einem Fernstudium (Informatik) teil.


Prof. Motti Gutmann war der Arzt des Ichilov - Krankenhauses, in das Rabin nach der Tat eingeliefert worden war. Prof. Gutmann ist heute Direktor des Krankenhauses der Stadt Kfar Saba und kämpft gegen jegliche Verschwörungsgerüchte. Die Schüsse Amirs töteten den Premier und keine weitere Fremdeinwirkung des Shabaks.


Noa Ben Artzi, die Enkelin Rabins, die uns allen wegen ihrer bewegenden Trauerrede in Erinnerung blieb. Sie ist heute 30 Jahre alt, verheiratet und hat ein Kind. Ihren Ruf als heulende Enkelin will sie endlich ablegen und widmet sich ihrem Privatleben.


Menachem Damati, der Chauffeur Rabins verteilt heute im Office des Premierministers die Post. Fahrer ist er seit der Tat nicht mehr und sieht seinen Postjob nicht als sozialen Abstieg. Er habe drei Ministerpräsidenten gefahren (Menachem Begin, Yitzchak Shamir und Rabin) und heute sei alles nicht mehr so wie früher. Mit Rabin hätte er ein freundschaftliches Verhältnis gehabt, aber heutzutage rede keiner mehr mit einem Fahrer. Das sei alles viel zu anonym geworden.


Miri Aloni, die Sängerin, die damals mit Rabin auf dem Rathausplatz "Shir Le'Shalom" sang. Einen Karriereknick habe sie nach der Tat gehabt und jeder identifiziere sie automatisch immer nur mit jener Nacht. Heute singt sie zweimal pro Woche im Tel Aviver Stadtteil Nachalat Binjamin und sieht sich als Straßensängerin.


Amitai Amir, der kleine Bruder Yigal Amirs, tritt in dessen Fußstapfen. In die Armee durfte er auf Anraten des Shabak nicht und demnächst wird er vor Gericht stehen, weil er radikal gegen die israel. Armee bei einer Räumung in Hebron kämpfte. Amitai Amir sagt das, was viele vielleicht nicht unbedingt zu hören bereit sind, dennoch liegt viel Wahrheit darin, auch wenn Yigal Amir ein Recht auf ein normales Leben verwirkt hat.


Amitai Amir beim Interview:
"Wer redet heute noch von Rabin ? Alle reden von meinem Bruder Yigal und wie jeder andere Mensch auch, hat Yigal ein Recht auf ein normales Leben. Seine Menschenrechte kann ihm niemand verweigern.




Links:


Meine privaten Erinnerungen zum Rabin - Mord


Egotrip eines Mörders

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