Donnerstag, 25. Oktober 2012

Die arme Seite von Zfat (Safed)




So kennen Touristen die beschauliche Kleinstadt Zfat (Safed) in Nordisrael. Circa 30,000 Einwohner und 30km nördlich von Tiberias gelegen. 

Photos: Miriam Woelke

B"H

Der Tourist erlebt die Stadt Zfat nicht selten im Schnelldurchlauf. Reisebusse rollen an und parken nahe der Kunstgalerien. Die Guides ziehen ihre Gruppen schnell durch, die Touristen kaufen ein paar Bilder und anderen Schnickschnack und weiter gehts zurück zum Bus.

Die romantische Bergstadt Zfat im Oberen Galiläa bietet eine grandiose Aussicht auf die Berge von Meron bis hinunter zum See Genezareth (Kinneret). Tolle Umgebung, die Altstadt ist sauber, die Menschen freundlich und wer sich gerne abzocken läßt, der liegt hier richtig.

Jüdische Touristen zieht es vielfach in die berühmten Synagogen der mittelalterlichen Kabbalisten bis hin zu einigen relig. Programmen vorwiegend offeriert von der chassidschen Gruppe Chabad (Lubawitsch). Einmal dem Alltagsstress entkommen und für ein paar Tage saubere Bergluft schnuppern, meditieren und nicht wenige kommen und schreiben hier ihr neues Buch. Autoren lieben die Abgeschiedenheit und wo kann man seinen neuesten Roman besser verfassen als in dieser idyllischen Umgebung ?

Innerhalb der vergangenen Jahre erlebt die Stadt einen wahren Boom, denn mehr und mehr relig. Juden aus Amerika zieht es nach ihrer Einwanderung nach Israel (Aliyah) ausgerechnet nach Zfat. Viele kommen, viele gehen, denn die Stadt, in welcher einst die großen mittelalterlichen Kabbalisten lebten, bietet heute weitaus weniger. Zwar ist die Spiritualität immer noch vorhanden, aber das Leben in Zfat ist gewiss kein Zuckerschlecken. Im Gegensatz zu den Ballungszentren sind Arbeitsplätze absolute Mangelware und ca. die Hälfte der Bewohner lebt von der Sozial – bzw. Arbeitslosenhilfe. Keine Besserung in Sicht, dabei wünschen sich die israelischen Zfatim (Bewohner der Stadt) richtige amerikanische Investoren, die eine wirtschaftliche Infrastruktur aufziehen. Wohlhabende Amerikaner bleiben jedoch weitgehend aus und wer kommt, der sucht eine niedrige Miete sowie einen erschwinglichen Lebensstandard. Das ist in Zfat nach wie vor gegeben, obwohl auch hier die Mieten langsam anziehen und die Lebenshaltungskosten nun auch nicht gerade billig sind.

Die Mentalität der Bevölkerung gleicht jener des Nordens. Alles geht gemächlich seinen Gang, ohne Hektik, doch für einen richtigen Städter wirkt alles viel zu langsam. Kleinbürgerlich ist dann meist auch die Denkweise, was mir manchmal so richtig auf den Geist geht, aber wen interessiert die große weite Welt in Zfat ?

In der Altstadt gelten wesentlich höhere Mieten als in den Bezirken drumherum. Besonders billig dagegen ist es in Zfat – Süd, doch gleichzeitig wurde dieser Stadtteil zum sozialen Brennpunkt und Gebiet für die sozial Schwächeren. Touristen interessiert dies wenig, denn, außer der romantischen Altstadt, wird nichts anderes besucht.




Das Einkaufszentrum in der Mitte der Neustadt























Einer der wenigen Arbeitgeber in der Stadt: Die Kaffeerösterei von STRAUSS (einem bekannten israelischen Wirtschaftsimperium). 

Copyright / Photos: Miriam Woelke

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen