Freitag, 18. Januar 2008

Kann "Aktion Sühnezeichen" sühnen ?

B"H

Das lokale Jerusalemer Wochenblatt "Kol HaZeman" enthält heute einen überaus interessanten dreiseitigen Artikel über junge deutsche Volontäre der "Aktion Sühnezeichen"

Jährlich kommen viele Jugendliche ab dem 18. Lebensjahr nach Israel, um bei dieser Organisation zu voluntieren. Darunter sind nicht wenige, die den Sozialdienst dem Bundeswehrdienst vorziehen. Gewöhnlich werden die deutschen Freiwilligen, worunter auch junge Frauen sind, auf einen mehrmonatigen Sozialdienst in verschiedenen israel. Einrichtungen vorbereitet. Zudem lernen sie einige Brocken Hebräisch in einem Schnellkurs. Das Center der Aktion Sühnezeichen befindet sich in einem kleinen alten Gebäude in der Ein Gedi Street im Stadtteil Talpiot / Arnona. Gewöhnlich arbeiten die Freiwilligen in Altenheimen. Andere wiederum voluntieren im Holocaust - Museum Yad Vashem.

Außer der Bundeswehr zu entkommen, geben viele den Grund an, dass sie am jüdischen Volk etwas wiedergutmachen möchten. Dabei steht der Drang zu zeigen, dass die heutige deutsche Jugend ja ganz anders, sei im Vordergrund.

"Kol HaZeman" berichtet von der 26 - jährigen Susanne, die in einem Altenheim im Stadtteil Baka arbeitet. Die Mehrheit der dort zu pflegen Leute spricht Deutsch und viele sind Holocaust - Überlebende.

Wie wird Susanne aufgenommen, die übrigens offen zugibt, dass ihr noch lebender Großvater in der Wehrmacht diente und an der Judenermordung beteiligt war ?

Susanne sagt, dass Aktion Sühnezeichen die Volontäre zwar immer wieder auf negative Situationen vorbereitet, wie wenn ein Überlebender nicht mit ihnen sprechen will. In genau diese Lage kam Susanne, die sich zwar erst recht intensiv mit einer älteren Dame im Heim unterhielt als die Dame aber erfuhr, wer Susanne ist, verweigerte sie jeden weiteren Kontakt. Susanne war geschockt und es fällt ihr schwer, die Situation zu verarbeiten.

Ich selbst kannte einen der Aktion Sühnezeichen - Volontäre. Ulrich arbeitete im Altenpflegeheim des Kibbutzes Givat Brenner und ich war damals dort im Ulpan (Hebräischkurs). Er kam nicht mit der Absicht, nun allen zeigen zu müssen, wie toll die neuen jungen Deutschen doch sind, sondern er war ganz normal. Im Heim hatte er keine Probleme. Was mir und vielleicht auch ihm auffiel war jedoch, dass ich von den Kibbutzniks anders behandelt wurde. Ich gehörte irgendwie dazu, er war immer draußen. Nicht, dass ich zum Kibbutz gehörte, sondern vielmehr zur israel. Gesellschaft. Ob Ulrich das mitbekam, weiss ich nicht genau. Ich denke aber schon.

Von Ulrich einmal abgesehen; kann ein deutscher Freiwilliger überhaupt für etwas büssen, was er nicht getan hat ? Oder anders gefragt, kann ein Deutscher für den Holocaust als solches sühnen ?

Eine Sühne gibt es nicht, denn davon stehen die Ermordeten nicht wieder auf. Zu zeigen, dass viele junge Deutsche heute anders sind, ist bestimmt von Vorteil. Es kommt auf die Absicht jedes einzelnen Volontäres an. Manche gehen mit ihrer Gutmenschlichkeit so sehr spazieren, dass es nervt. Andere sind ganz normal, was am besten ankommt. Am schlimmsten sind immer, diejenigen, die ständig lächeln und einen nur vorgeben zu mögen, weil man Jude ist.

Während meiner Jahre in Israel bin ich einigen von ihnen begegnet. Manche verspüren einen christlichen Drang, die anderen haben ihre Helfertour und wieder andere wollen einfach nur Land und Leute kennen lernen. Wobei die Letzteren sie Sympathischsten sind.

Nicht in alle Altenheime oder Institutionen werden die Freiwilligen der Aktion Sühnezeichen aufgenommen. Es gibt bis heute Heim, in denen sich Holocaust - Überlebende befinden, die im KZ medizinische Versuche durchlaufen mussten oder Ähnliches. Bei solchen haben die Deutschen keine Chance. Auch nicht bei den Religiösen.

Insgesamt ist der Freiwilligendienst eine gute Sache, jedoch keine Sühne für das, was geschah. Und manchmal frage ich mich, wie die Freiwilligen wohl in Deutschland selber auf Juden reagieren täte, wenn sie in diversen nationalsozialistischen Regimen lebten.


Aktion Sühnezeichen Israel


http://www.asf-ev.de/il/jubilaeum/

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